Zeitzeugengespräch im Spanisch-LK

von Webmaster

Ein Besuch, der unter die Haut ging

Als wir mit der Lektüre El ruido de las cosas al caer (Das Geräusch der Dinge beim Fallen) im Spanisch-Leistungskurs angefangen haben, war uns zunächst nicht ganz klar, warum die Vergangenheit den Protagonisten Antonio so sehr belastet. Der Drogenkrieg in Kolumbien war schlimm – aber wie schlimm genau, das konnten wir nur erahnen, bis uns Frau Alonso mit einer ganz besonderen Idee überraschte: Ein Zeitzeugengespräch mit Diana Moreno aus Bogotá.

Diana ist in Kolumbien aufgewachsen – genau wie Antonio im Buch. Und was sie uns erzählt hat, war beeindruckend, schockierend und bewegend zugleich. Von sogenannten „Sicarios“, also Auftragskillern, die Menschen für Geld töten, von der ständigen Angst, mit jemandem das Falsche zu besprechen – weil ein falsches Wort manchmal lebensgefährlich sein konnte. Sie hat uns geschildert, wie es war, mit der Angst zu leben, morgens nicht zu wissen, ob man den Tag überlebt. Damals gab es auch keine Handys wie heute, erklärte Diana – das heißt, man konnte seine Familie oder Freunde nicht einfach mal schnell anrufen, um Bescheid zu geben, dass alles okay ist. Die Menschen machten sich ständig Sorgen umeinander, weil man nie sicher sein konnte, ob der andere heil nach Hause kommt. Diese ständige Ungewissheit hat das Leben in Bogotá zusätzlich belastet.

Ihre Worte waren ehrlich, emotional und sehr direkt – und genau das hat uns so berührt. Am meisten Gänsehaut hatten wir, als sie davon erzählte, wie eine Bombe in das Gebäude einschlug, in dem sie selbst gearbeitet hat. Solche Geschichten liest man vielleicht in Nachrichtenartikeln, aber sie live erzählt zu bekommen, ist etwas ganz anderes.

Im Buch ging es auch um Elaine – eine US-Amerikanerin, die über die Organisation „Cuerpos de Paz“ nach Kolumbien kommt, um zu helfen. Auch hier konnte Diana viel beisteuern: Viele dieser Freiwilligen, so sagt sie, hätten gute Absichten, würden aber oft die komplizierte Realität vor Ort unterschätzen. Das hat uns noch einmal eine ganz neue Perspektive auf die Figur gegeben.

Besonders spannend war auch, was Diana über das heutige Kolumbien erzählt hat. Zwar habe sich einiges verändert – die Drogenkartelle agierten jetzt eher im Verborgenen –, aber das Misstrauen gegenüber Kolumbianerinnen und Kolumbianern sei weltweit immer noch spürbar. Besonders bei Auslandsreisen oder an Flughäfen werde man oft automatisch verdächtigt – einfach wegen der Nationalität.

Für uns war das Gespräch mit Diana eine absolute Bereicherung. Nicht nur, weil wir die Lektüre jetzt viel besser verstehen, sondern auch, weil wir einen ganz neuen Einblick in ein Land bekommen haben, das viele von uns bisher nur aus Filmen oder Nachrichten kannten. Wir sind Frau Alonso sehr dankbar, dass sie das möglich gemacht hat – und wir danken Diana von Herzen dafür, dass sie sich die Zeit genommen hat, uns so offen und ehrlich von ihren Erfahrungen zu erzählen. Dieses Gespräch werden wir bestimmt nicht so schnell vergessen.

Darin C. und Joanna T.