Zeitzeugenbesuch am St. Dominikus

Dr. Kurt Salomon Maier: Unerwünscht - Eine jüdische Jugend im 3. Reich

An die Nacht vom 9. November auf den 10. November 1938 kann sich Herr Dr. Salomon Maier noch gut erinnern:  Am Nachmittag wurde sein Vater verhaftet, am Abend flogen Steine durch das Fenster seines Kinderzimmers. Auf dem Dachboden, versteckt unter einer alten Badewanne, so erlebte er in der Folge den Auftakt der gewaltsamen Judenverfolgung – die Reichspogromnacht 1938.

Heute, 80 Jahre später, besucht der deutsch-amerikanische Literaturübersetzer Schulen und erzählt von seiner Kindheit im Dritten Reich – so auch am 26.10.2018 am St. Dominikus Gymnasium. 1930 in Kippenheim bei Lahr geboren, erlebte er die Machtübernahme der Nationalsozialisten noch nicht bewusst – doch spürte er schon bald die Konsequenzen, in Form von Ausgrenzung und staatlicher Willkür, am eigenen Leib. Das Angebot von amerikanischen Verwandten, aufgrund der wachsenden Judenhetze nach Amerika zu kommen, lehnte seine Familie in der Hoffnung auf bessere Zeiten ab. Doch diese blieben aus – am 22.10.1940 begann die Deportation der badischen Juden. Salomon Maier wurde gemeinsam mit seiner Familie in das Internierungslager Camp de Gurs (Südfrankreich) deportiert. Dort verbrachte die Familie unter unmenschlichen Verhältnissen die nächsten sechs Monate. Angst, Kälte, Hunger, Krankheit und Tod bestimmten hier ihr Leben. Die Rettung durch die amerikanischen Verwandten kam unverhofft:  Als einziger Familie gelang den Maiers die Ausreise aus dem Lager. An die genauen Umstände der Rettung erinnert sich Herr Maier heute nicht mehr, aber dass sie es damals überhaupt nach Amerika geschafft haben, das ist für ihn noch heute ein Wunder.

Mit einer Fragenrunde beendete der Zeitzeuge seinen Vortrag. Auf die Frage einer Schülerin, wie es heute für ihn sei, über die Vergangenheit zu reden, antwortete er, dass es ihm anfangs sehr schwerfiel: “Man bekommt das KZ nie ganz los. Der Aufenthalt verfolgt mich immer noch.” Doch kann er heute über diesen schrecklichen Lebensabschnitt reden und fühlt sich, als einer der letzten noch lebenden jüdischen Zeitzeugen, geradezu verpflichtet, Jugendlichen über die damalige Zeit zu berichten und sie an seinen Erfahrungen und Erlebnissen teilhaben zu lassen. Dafür sind wir sehr dankbar!

Eileen / Herr Willborn

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